Manchmal vielleicht, einfach etwas mehr tick tack als tiktok.

...von Uhren die alles messen außer der Zeit, von verschwundenen Stunden die sich in Benachrichtigungen auflösen, und der Frage wann wir beschlossen haben dass Komplexität besser ist als Klarheit...

Früher...

Ja, ich weiß. Wenn so schon ein Artikel anfängt - gähn! - aber bleib kurz bei mir.

...hatten wir eine Uhr, eine ehrliche, treue Uhr, die uns die Zeit angab. Man schaute darauf und wusste Bescheid über die Zeit.

Und jetzt?

Jetzt haben wir Smartwatches mit unzähligen Funktionen – sie können unsere Herzfrequenz messen, Schritte und Kalorien zählen, uns darüber informieren, dass wir zu wenig schlafen.

Es ist wie der kleine, nervige Sidekick, der uns ständig sagt "Denk dran, aufzustehen! Du hast deinen Tagesbedarf an Schritten noch nicht erreicht! Und vergiss nicht, dass du gestern zu wenig Wasser getrunken hast!" - aber niemals wirklich hilft, wenn wir es brauchen.

Immer und überall verbunden, mit unserem ganz persönlichen Stückchen "virtual insanity".

Man könnte meinen, sie sei die ultimative Lösung für alles – außer vielleicht für die einfache Aufgabe, den Timer zu stoppen, nachdem er gestartet wurde, oder die Musik zu pausieren, ohne dass sie plötzlich in einer anderen Galaxie weiterspielt.

Sie ist wie ein Geheimagent am Handgelenk – bereit, uns unaufgefordert zu informieren, dass wir zu lange gesessen haben, aber wenn es darum geht, einen verlorenen Telefonanruf zu finden, ist sie plötzlich so hilfreich wie ein Regenschirm bei einem Schneesturm.

Aber hey, zumindest macht sie uns zu ständigen Zeitreisenden – wir schauen öfter auf die Uhr als Marty McFly in "Zurück in die Zukunft".

Und wenn nichts anderes, dann ist sie ein ausgezeichneter Gesprächsstarter:

"Ja, das ist meine Smartwatch. Nein, sie kann nicht kochen, aber sie kann mir sagen, wie viele Kalorien das Essen hat, das ich koche. Ist das nicht Pfanni?"

Und und und - freuhüpf - die kann ja sogar Nachrichten!!!111einself

Sie zeigt dir Benachrichtigungen auf einem so scheiße winzigen Bildschirm an deinem Handgelenk an - sodass du am Ende mehr Zeit damit verbringst herauszufinden, wer oder was dich gerade belästigt, als tatsächlich zu erfahren, wie spät es ist.

Die digitale Welt ist eine Hydra.

Früher dachte man - spätestens seit Zaphod Beeblebrox - zwei Köpfe seien besser als einer. Aber heutzutage, mit all den Daten, Informationen, die JETZT verarbeitet werden wollen und Entscheidungen, die man JETZT treffen muss, fühlt es sich eher so an, als ob diese Vielzahl Köpfe ganz grundverschiedene Ansichten haben, was denn nun tatsächlich gerade so tatsächlich wichtig ist – und ich habe überhaupt keine Ahnung, welches Google-Konto dere jetzt eigentlich das Gemeinsame ist.

Die ironische Schönheit liegt darin, dass wir Technologie entwickelt haben, die uns angeblich näher zusammenbringen soll - aber stattdessen starren wir alle auf unsere Handgelenke und wundern uns, warum wir uns trotzdem einsam fühlen.

Die Kunst der Einfachheit und Klarheit scheint in einer Kakophonie (fckn love that word) von Apps, Updates, Newz, Timelines, Games, Gadgets & endless scrolling verloren zu gehen.

So wie die letzten zwei Stunden, nachdem ich eigentlich nur schauen wollte, wie spät es ist. Und ich nun keine Ahnung habe, was ich in der Zwischenzeit gemacht habe und wo die Zeit denn nun hin ist. Aber es war irgendwas mit dem Handy und nun weiß ich total viel Neues und ganz und gar wichtiges Zeug - nur nicht mehr so genau was denn nun eigentlich - geschweige denn, wie spät es gerade ist, war und/oder sein wird.

„Ein Mann, mit einer Uhr, weiß wie spät es ist. Ein Mann, mit zwei Uhren, ist sich nie so ganz sicher."

~ unknown soulmate

Vielleicht, nur vielleicht, könnten wir alle einen Schritt zurücktreten, einen tiefen Atemzug nehmen und uns an die Zeit erinnern, als eine Uhr einfach die Zeit anzeigte.

Ein Telefon klingelte, weil jemand anrief.

Als ein Gespräch ein Gespräch war.

Als Beziehungen nicht durch Bildschirmzeit gemessen wurden.

Vielleicht, nur vielleicht, könnten wir uns dann auch daran erinnern, dass ein Mann mit einer Uhr vielleicht nicht alles im Griff hat, aber er ist sicherlich weniger gestresst als derjenige mit zwei Uhren.

In einer Welt, die immer komplexer zu werden scheint, könnte die Lösung tatsächlich darin liegen, sich auf das Einfache zu besinnen.

Manchmal. Und nur für eine kurze Weile.

Es ist vielleicht an der Zeit, dass wir unserer ganz persönlichen Überkomplexität ins Auge schauen.

Und vielleicht, nur vielleicht, unsere Zeit, unsere Aufmerksamkeit und unsere Beziehungen manchmal genauso simpel und klar gestalten wie eine gute alte Analoguhr.

Manchmal vielleicht, einfach etwas mehr tick tack als tiktok.

Wie wärs?

be a rebel - be timeless

gratitude,
Heiko

🖤🙏🏴‍☠




Heiko Sennert
Ich bin auflösender Systemiker und Rebell, bin sowohl Sand als auch Öl im Getriebe der Systeme - je nach Tagesform und Sichtweise. Ich stelle Fragen, stelle in Frage und ich breche auf.
https://www.bq-sennert.de/heiko-sennert-1
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