Ein Hauch von Frische im abgestandenen Ganzen
…vom Hauch von Frische im Dunst der Dinge, die nie hinterfragt wurden, von dem, der nicht aufräumt, sondern neben dir in der gleichen Tonne liegt – und von der duftenden Zitrone im morgendlichen Atem der Müllabfuhr…
"Ich bin die Zitronenschale
im Mülleimer des Schicksals."
~ ein zauberhaftes Zitat vom wundervollen Khalil Khalil
Und dann?
Lieg ich da.
Ausgepresst.
Benutzt.
Nicht leer.
Nur entkernt vom Muss.
Ich liege mit dir
im selben Dunst,
im selben Eimer,
zwischen faulenden Erwartungen,
gammligen Ansichten,
angebissenen Halbwahrheiten
und zerknüllten Lebenslügen.
Ich gehöre dazu.
Und doch nicht ganz.
Denn ich nehme den Geruch nicht an.
Ich lasse ihn nicht in mich ziehen.
Ich liege hier,
angeschmiegt an alte Kaffeefilter,
Taschentücher
und achtlos weggeworfene
Energy-Drink-Dosen –
ohne dass je jemand
das Pfand sich holt.
Ich bleib schärfend.
Erfrischend säuernd im Stillen.
Nicht bitter. Mehr klar.
Hineingeworfen, ja.
Aber nicht wirkungslos.
Vor mich hingammelnd, ja.
Aber in meiner Form
des stillen Ferments.
Irgendwo
beginnt immer
die Fermentation.
Meine Haut noch da fühlend.
Meine Poren weit offen.
Mein Öl noch lebendig.
Und während alles weich wird
im Gären,
im Nachgeben,
des Sich-Anpassens,
liege ich da –
rund,
noch leuchtend,
gelb,
auffällig unpraktisch,
scheinbar unnütz,
unauffällig fruchtig.
Kein Heilsversprechen.
Kein Aufstand.
Keine Revolution.
Nur dieser eine Moment,
wenn jemand näherkommt
und sich mit sich
in mir
unterhält.
Ein Atemzug.
Ein Riss.
Ein Hauch von Frische
im abgestandenen Ganzen.
Mehr braucht es nicht.
be a rebel –
sei nicht der Mensch,
der glaubt entkommen zu müssen.
Sondern der, der bleibt
und trotzdem anders riecht.
gratitude,
Heiko Sennert