Es ist 7 Uhr, als ich aufstehe – und es ist still. Also total still. Alles. Alles, was ich höre, ist der Regen im Hof. Das ist seltsam.

Nach zwei Jahren auf einer Insel sind wir jetzt das erste Mal im Festlandurlaub, und zum ersten Mal überhaupt sind beide Kinder heute über Nacht bei den Großeltern.

Das erste Mal seit 4 Jahren – also seit der Geburt von Alma – ist es morgens still. Kein Kind, das mir zwischen den Füßen springt, niemand, der fiepend den Hals reckt wie ein Vogel und nach Frühstück kräht, niemand, der bespielt werden möchte. Denn ich bin der, der meistens morgens mit ihnen aufsteht...

...Ruhe

Zum ersten Mal seit 4 Jahren bin ich gestern eingeschlafen, ohne mindestens einen Atemzug meiner Kinder zu hören.

Das war befremdlich.

Die letzten zwei Jahre waren wir 24/7 Familie.

Schon die Jahre davor, waren wir nah beieinander, hatten vergleichbar viel Zeit miteinander und waren auch vor diesen zwei Jahren viele Jahre alle zusammen, alle beieinander, ständig und selbst gewählt.

Wir haben gemeinsam gearbeitet, wir haben gespielt, gekocht, geredet, gelesen, gelacht, geweint... gelebt.

Wir haben uns kennengelernt, uns selbst und einander, haben gelernt, uns unseren Raum zu schaffen und zu nehmen, haben gelernt, uns zu lieben, ohne uns einzuengen, gelernt, uns zu streiten, ohne uns zu verletzen, gelernt, ohne Schuld zu sein oder zuzuweisen, zu sagen, was man mag oder nicht mag, gelernt, man selbst zu sein und dass das gut und richtig ist, genau so wie ich gerade bin – in diesem Moment.

Wir haben gelernt zu spielen.

Das ist zu gleichen Teilen oft unglaublich herausfordernd und unvorstellbar erfüllend. Denn manchmal ist es nervenaufreibend, anstrengend, angepisst; es ist wütend, zornig, traurig – genau so wie es glücklich, fröhlich, unsinnig, durchgedreht, liebevoll und friedlich ist.

Leben eben

Und zwar eines, in dem Energien frei fließen dürfen. Alle. Ein Leben, in dem jeder sieht und gesehen wird. Je nach Tagesform – mal besser, mal schlechter. Denn ganz im Ernst? Scheiß auf 100 %. Scheiß auf 80 %, 60 %... Alles darf sein, und alles darf daneben gehen – und zwar völlig daneben. Und das tut es. Immer mal.

Leben eben

Und mit all dem haben wir nie aufgehört, weil das genau so ist, wie wir leben wollen.

Seltsam und wundervoll gleichzeitig.

Denn ich konnte diesen Moment so sehr genießen und wusste, dass ich überhaupt nichts vermisst habe in den letzten Jahren. Aber heute habe ich etwas vermisst. Den Atem meiner Kinder in der Nacht; dass heute Morgen kein Kind mir zwischen meinen Füßen sprang, niemand, der fiepend den Hals reckte wie ein Vogel und nach Frühstück krähte, niemand, der bespielt werden wollte...

Ich liebe diesen Organismus Familie aus ganz tiefem Herzen.
Mit all dem, was es bedeutet, ihn genau so zu leben.

Und während ich das hier schreibe, höre ich den Kaffee auf dem Herd gurgeln und spüre ich eine tiefe Dankbarkeit für genau diesen Moment - jetzt gerade - für all die Erfahrungen, die das Familienleben uns mitgebracht hat. Das Chaos, die Stille, die Veränderungen – sie alle haben dazu beigetragen, dass wir zu genau dieser Familie wachsen (zu was auch immer), dass wir gemeinsam lernen (für was auch immer) und in Beziehung treten - zueinander.

Die Reise war und ist immer wieder schräg, zuweilen fckn psycho , aber sie war und ist auch herzerweichend liebevoll, hochromantisch und hochgradig ins Leben verliebt.

Diese Reise bis hierher als Familie ist eine, die von Liebe, Irrsinn und unendlicher Verbundenheit geprägt ist – und ich freue mich auf all das, was noch vor uns liegt.


Echt jetzt

Und du? Spielst du schon?

be a rebel - come and play

Love & gratitude

Heiko

Heiko Sennert
Ich bin auflösender Systemiker und Rebell, bin sowohl Sand als auch Öl im Getriebe der Systeme - je nach Tagesform und Sichtweise. Ich stelle Fragen, stelle in Frage und ich breche auf.
https://www.bq-sennert.de/heiko-sennert-1
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Die Versager-Mama … und sie lächelt noch immer