Die Versager-Mama … und sie lächelt noch immer

Ich hab mir mal versprochen, ich selbst zu sein. Authentisch. Mich zu zeigen, wie ich bin.
Nur manchmal gefällt mir nicht besonders, was ich sehe.

Und das dann auch noch zeigen?!
Na gut...

Situation von heute.
Meine Tochter steht vor mir. Ich liege auf dem Bett im Kinderzimmer und chille einen Moment. Sie möchte spielen. Ich nicht. Sie verfällt in eine quengelige Starre. Ich lade sie ein, zum Kuscheln zu kommen. Sie rührt sich nicht. Sie quengelt weiter. Ich hole sie ab. Nehme sie auf den Arm. Sie quengelt weiter.
Ich finde einfach keinen Zugang.
Mein Mann schon. Er kommt, holt sie ab, nimmt sie auf den Arm. Sie lässt sich drauf ein und geht mit ihm raus.

Flashback. Ich falle in eine Gefühlswelt, die mir aus meiner Vergangenheit sehr vertraut ist.
Mein Sohn forderte so viel Nähe. Und ich konnte so schlecht damit umgehen. Und mein Mann Heiko nahm mir alles ab, was er konnte, wollte mich entlasten, mir Freiraum ermöglichen – Raum... Abstand... Und ich fühlte mich, als hätte ich versagt, weil ich es selbst nicht schaffte. Weder die Nähe noch meinen Freiraum.
Ich kann noch so sehr wollen, Nähe zu erschaffen. Keines meiner Worte und keine meiner Gesten kann irgendetwas erreichen, wenn mein Energiebarometer auf "Abstand" steht. Und ich kann gleichzeitig meinen Freiraum nicht einnehmen, weil etwas in mir dem Wunsch nach Nähe gerecht werden will.
Mein Empathenmädchen spürt das. Und so konnten wir keinen Zugang zueinander finden.

Heiko fragte mich: "Hast du dir das eigentlich je verziehen? Die Jahre, in denen du meintest, eine schlechte Mutter gewesen zu sein, ein schlechter Mensch?"
Ich: "Wie kann ich mir das verzeihen, wenn ich heute vor genau der gleichen Situation stehe wie vor Jahren?"
Er: "Damit du es jetzt tun kannst. Damit du den Aspekt der emotional unzugänglichen, überforderten, schlechten Mama annehmen kannst. Das ist gut."

Das ist gut, sagt er. Gut?! Was ist daran gut?! ...

Ich weiß ganz genau, dass er recht hat. Alte Muster zerren an mir. Ich will ihn ablehnen, diesen Teil von mir. Ich würde ihn gern ungeschehen machen, wäre meinen Kindern gern immer die Mama mit offenem Herzen, ganz in ihrer Größe, starke Führung. Bin ich aber nicht.

Ich möchte für meine Kinder das Beste. Doch ich habe keine Ahnung, was dieses "Beste" für sie ist.

Ich bin nicht perfekt und werde es auch nicht. Ich bin geduldiger geworden, viel liebevoller im Umgang mit mir selbst. Es ist meine Bereitschaft gewachsen, hinzusehen und mich zu zeigen – zuerst meinem Mann, mit dem arbeite ich am liebsten. Ich bin bereit, anzunehmen... Seine Impulse und meinen Energiehaushalt mitsamt allen Emotionen und Gedanken und Erfahrungen.
Und ich bin bereit, zu spielen
Mit den Energien, mit den Gedanken und den Gefühlen, mit meinem Mann und meinen Kindern.

Liebe Mama!
Sei unperfekt. Sei du. Sei ehrlich zu dir, aufrichtig, mutig Teile dich mit, zeig dich.
Sei lieb zu dir und geduldig mit dir. Geh spielen!
Nimm dir einen Nagel, treib den in die Wand und dann male ein Schild auf dem steht: “Perfektionismus”. Und dann häng das Schild an den Nagel ;)

Deine Barbara <3

Barbara Sennert
Krafttier Faultier. Zaunreiterin. Reichlich Abenteuerlustig.

Meine Lieblingsfragen im Leben waren schon immer „Wer bin ich?“ und „Was tu’ ich hier?“.

Mein erster Blog titelte “Her mit dem schönen Leben!”.

Mit mir lässt sich gut tanzen und bis zum Morgengrauen durchquasseln über Gott und die Welt. Mit mir lässt sich auch gut wüten und zürnen. Ich mag Tacheles - offen, ehrlich und gerade heraus. Auf jeden Fall ist mit mir gut ankommen. Nicht erst, wenn... dann… Sondern jetzt gleich hier!

https://www.bq-sennert.de/barbara-sennert
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Es ist 7 Uhr, als ich aufstehe - und es ist still.