Wie sich der strukturelle Irrsinn selbst reproduziert

Wenn etwas, das nicht funktioniert, nicht logisch, dafür streckenweise total dumm, ist, sich selbst reproduziert, was wird das dann? Die Frage ist rhetorisch. Wir sitzen auf einem riesen Haufen total kaputten Irrsinns. Ist ja auch irgendwie logisch. Ist ja strukturell. Also überall und allgegenwärtig. In den Medien, in unseren Köpfen, in unseren Beziehungen. Über Generationen hinweg.

Die Gesellschaft überaltert, hab ich schon in der Schule gelernt.

Das war in den frckn 90ern. Aber Fremdenhass, das ist heute wieder in. Abschiebung statt Integration. Und das, obwohl dieser ach so deutsch gewünschte Staat Menschen, die hierherkommen und hier leben und arbeiten wollen, sogar zum Überleben braucht.

Und dann wäre da die Sache mit dem Patriarchat.

Institutionen von Ehe über Schule bis Parlament, in Wirtschaft und Gesellschaft: schön patriarchalisch geordnet. Männer haben gestaltet und erhalten die errungene, fein säuberlich über Jahrhunderte etablierte Vormachtstellung – koste es was es wolle, selbst wenn es Frauen- und Kinderleben sind oder ihr eigenes emotionales und berührbares Vermögen. Medizin ist männlich, Crash Tests sind männlich, Wissenschaft ist männlich und in sämtlichen Institutionen sollen das dann Quoten retten. Tun sie aber nicht. Denn selbst so manche Frauen sind zu guten Patriarchen geworden. Hörig dem Prinzip der patriarchalen Denke, der patriarchalen Strukturen. Verletzlichkeit ist schwäche und heulen tun nur Mädchen. Mitunter tun Menschen das noch nicht mal bewusst. Sind einfach gut geprägt. Sehr erfolgreich geprägt. Wir stecken da alle drin. Lies mal das Buch „unlearn Patriarchy“ und schau dir beim Denken zu, wie sich deine fein erlernten Strukturen winden. Ging mir zumindest so. Und ich halte mich für einen doch recht aufgeklärten Menschen.

Naja, und bei den eh viel zu geringen Quoten gibt es einfach zu wenige Menschen, die wirklich gestalterisch und im großen Stile sinnvoll prägend sein könnten – und dann auch noch die mediale Aufmerksamkeit genießen, die sie verdient hätten. Auch wenn mein Algorithmus mir vorgaukelt, es werden immer mehr. Hab ich auch fein trainiert, das Ding. Macht dann wenigstens gute Laune und Hoffnung, wenn ich schon immer noch im Metakosmos rumfische. Und mal ehrlich, wenn wir schon dabei sind: Was sollen denn Geschlechterquoten retten? Es sollte sowas wie Gesinnungsquoten geben. Fossilisten vs. Planetenschützer zum Beispiel. Faschisten und Menschenfreunde ginge auch.

In diesen patriarchalen Strukturen sind unsere Leben fein säuberlich durchökonomisiert.

Wirtschaftlicher Faktor oder nicht von Wert. Mit dem geringstmöglichen Einsatz den größtmöglichen Nutzen erzielen. Influencer Style. Bisschen Insta, bisschen traden, dicke Hosen. Wir sind auf marktwirtschaftliche Prinzipien getrimmt: Leistung, Wachstum, Optimierung. Vergleich, Wettbewerb, Knappheit. Ok, go! Fragt sich, wie lange bis zum Backfire. Ah, warte, stecken wir schon mittendrin?

„Am 24. Juli 2025 hat die Menschheit für dieses Jahr wieder alle natürlichen Ressourcen verbraucht, die die Erde innerhalb eines Jahres regenerieren kann. Der sogenannte Earth Overshoot Day – auf Deutsch auch Erdüberlastungstag genannt – markiert den Punkt, ab dem wir ökologisch über unsere Verhältnisse leben. 

Seit den 1970er-Jahren rückt dieser Tag immer weiter nach vorne. Damals fiel er noch auf Ende Dezember. Heute sind bereits nach gut 200 Tagen sämtliche Ressourcen aufgebraucht, die eigentlich für ein ganzes Jahr reichen sollten. Der Grund: Unser ökologischer Fußabdruck wächst, während die Regenerationsfähigkeit der Erde sinkt.“, sagt Statista.

Und wir feiern derweil den Verbrenner und die KI (ja, das verdammte Ding kostet uns so einiges an Wasser, seltenen Erden, Strom, Unabhängigkeit – sieht nur nicht so aus, weil es gratis ist, gell. Kennen wir ja, das Prinzip. Ist wie bei Meta und Google… ist auch gratis, kostet aber richtig).

Und unsere eigenen Ressourcen verbrennen wir gleich mit.

Also nicht nur die Luft zum Atmen und den Planeten, der uns ernährt, sondern Vitalität, Vergnügtheit, Frohsinn, Heiterkeit, innere Ruhe und Entspannung. Puff! In der Hetzjagd des Alltags verdampft, unter medialer Angst- und Druckprobaganda begraben.

Irgendwie scheinen mir Kapitalismus und Patriarchat innig verbrüdert, wenn ich das so lese.

Es ist so allgegenwärtig, dass es schon gar nicht mehr auffällt.

Wir tun fast so, als wäre das gegeben, als müsste das alles so sein. An wie vielen Stellen versuchen wir immer noch, uns und unsere Kinder an all das anzupassen. Reden es schön, halten es aus, fügen uns ein – allein schon aus Angst, dass es uns abhängt, wenn wir nicht mitgehen. Und aus Gewohnheit sicherlich auch. Und dann hätten wir da noch den Faktor Hilflosigkeit. Was kann ich schon tun. Macht doch alle, was ihr wollt!

Machen die auch. Läuft prima, die Maschine. Und mit einem letzten Vollgas gegen die Wand. (Ich hoffe ja immer noch, dass wir gerade in einem letzten großen Aufbäumen stecken. Wirklich. Bitte!!!)

Also was tun? Etwas Neues kreieren.

Etwas Neues kreieren ist zugegebenermaßen nicht ganz so leicht. Die Strukturen sind etabliert und füttern vor allem eines: sich selbst. Gleich und gleich gesellt sich einfach gern. Und wenn das eine privilegierte Menge ist, die in den gestaltenden Positionen sitzt, dann reproduziert sie sich auf diese Weise stetig selbst. Haben wir ja schon eingangs gelernt. Männer stellen gern Männer ein und Verbrennerfreunde verstehen sich gut mit der Rüstungsindustrie.

Vielleicht ist Zusammenrotten gar kein Scheiß. Am 09.03.2025 zum bundesweiten Frauenstreik zum Beispiel.

Oder mit Freunden mal durch die Natur spazieren und deren Schönheit bewundern. Den Algorithmus tunen auf gute Nachrichten und Reels von Blümchen und Katzen. Plastikmüll reduzieren und das Auto mal stehenlassen. Im Second Hand Laden einkaufen gehen. Mit Menschen über Menschlichkeit sprechen und darüber, wie schön diese Welt ist. Sich ausdenken, wie der Welthunger und die Kinderarmut mit den heutigen Möglichkeiten gelöst werden können – das geht! Wirklich! Es ist möglich. Wenn bigTech schon kostet, dann kann es auch was Nützliches bringen. Auf die Bediener kommt es an. Auf die Fragen, die sie stellen. Das passiert auch schon. Es ist nur noch nicht in der breiten Masse umgesetzt. Weil die Materie träger ist als Vorstellungskraft und die bestehenden Gestalter solche in Gier und Arroganz verhafteten Kletten sind.

Lasst uns sinnieren! Die Gedanken sind frei! Und teilbar!

Und das allergeilste: Wir haben die Wahl. Wir können uns der bestehenden Propaganda anschließen, kein Problem. Aber wir können auch anders.

Oxfam. TöchterKollektiv. Lua, die Carewerkschaft. Lobbycontrol. Kaiaulu. Proveg, Foodwatch. Greenpeace. Amnesty. Good News. Gift Economy. Ein freundliches Wort. Ein Lächeln. Friedvoll. Wohlwollend. Klar.

Hier stehe ich und ich stehe für ein friedvolles Miteinander auf einem gesunden Planeten.

Unsere Aufmerksamkeit ist die wertvollste Währung. Und wir können sie gezielt ausrichten. Wir können Haltung einnehmen. Wir sind viele.

Was macht dich Lächeln, was macht dich warm? Wie sieht die Welt aus, in der du leben willst, die du dir für unser aller Kinder und Kindeskinder wünschst. Wir müssen weiter denken. Viel, viel weiter. Wir sind nicht die Krone der Schöpfung. Wenn die Bienen sterben, ist es um uns geschehen. Aber wir können gut auf sie aufpassen (auf die Bienen und die Welt) und co-kreieren. Mit einem Gedanken an das, was alles noch möglich ist, fängt alles an. Mit einem Traum vom Paradies auf Erden. Mit einer handfesten Spinnerei. Das kostet nichts als Raum und Zeit. Ein paar Minuten am Tag. Einfach mal schwelgen: Was, wenn die Welt heil ist und alle Menschen gut versorgt. Was, wenn wir gut aufeinander und auf unseren Planeten achtgeben? Wie fühlt sich Weltfrieden an?

Pfeiff auf „Und wie soll das gehen?“.

Geh mal davon aus, das geht schon. Geh davon aus, dass dir die Ideen schon kommen auf dem Weg.

„Worry is creativity`s idiot twin. They both make up shit from nothing“
Darby Hudson

(Sorge ist der idiotische Zwilling der Kreativität. Sie beide erschaffen Zeuch aus Nichts)

Wenn wir uns diesen ganzen Scheiß vorstellen können, weil wir uns den von zig Kanälen her reinziehen und unsere Vorstellungskraft berserk geht in Weltuntergangsstimmung und „ich zünd alles an“ bis zum Gefühl totalen Ausgeliefertseins, warum nicht den Spieß umdrehen? Mal den Kanal wechseln. Und wenn es keinen da draußen zum stumpf konsumieren gibt, dann eben die eigene Phantasie bemühen, den Baum im Wald fragen, den Vögis im Garten zusehen, nett sein zu jemand völlig fremden. Why not? Lasst uns Sinn produzieren, auf dass sich das reproduziere!

Small Kindnesses. Kleine Freundlichkeiten.

Viele kleine Regentropfen machen ja auch eine Sintflut.

Liebe ohne Ende

Barbara

P.S.: Hast du das Chameläon auf dem Bild entdeckt?


Hallo! Ich bin Barbara Sennert, systemische Coachin und philosophische Praktikerin, und ich begleite Menschen durch Krisen, Zweifel, Träume und verrückte Ideen – systemisch.

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Barbara Sennert
Krafttier Faultier. Zaunreiterin. Reichlich Abenteuerlustig.

Meine Lieblingsfragen im Leben waren schon immer „Wer bin ich?“ und „Was tu’ ich hier?“.

Mein erster Blog titelte “Her mit dem schönen Leben!”.

Mit mir lässt sich gut tanzen und bis zum Morgengrauen durchquasseln über Gott und die Welt. Mit mir lässt sich auch gut wüten und zürnen. Ich mag Tacheles - offen, ehrlich und gerade heraus. Auf jeden Fall ist mit mir gut ankommen. Nicht erst, wenn... dann… Sondern jetzt gleich hier!

https://www.bq-sennert.de/barbara-sennert
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Ich bin eine einzige Ansammlung von Fehlern

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