Eine Beziehung ist selten "das Problem"

"Ich führe eine Problembeziehung und weiß nicht, ob ich mich nicht lieber trennen sollte.“

~ ein Mann in einer Beziehung, junger Vater

Mein Gedanke dazu:

First of all, ein grundlegender Fun Fact: Solltest du eine Beziehung mit einem Problem führen und damit nicht glücklich sein, dann darfst du dich von diesem Problem natürlich trennen.

Vom Problem!

Aber wir sind ja nicht zum Spaß hier.

Also

Eine Beziehung ist selten "das Problem". Es sind vielmehr einzelne Umstände. Es ist eventuell die Art der Kommunikation, es ist möglicherweise die Erwartungshaltung - an dich selbst, den Anderen, die Welt...

Könnte auch sein, du fühlst dich vom Anderen nicht gesehen, nicht geliebt, hast nicht das Gefühl dich mitteilen zu können, verstanden zu werden, dich entfalten zu dürfen, dich in Gänze leben zu können... Wer weiß, wie es deinem Gegenüber geht? Möglicherweise ganz ähnlich oder genauso, möglicherweise stresst ihr euch einfach schon zu lange destruktiv verbal gegenseitig an, dass keiner mehr so recht und überhaupt weiß, was eigentlich los ist, wie und warum das eigentlich alles angefangen hat und ob das jetzt für immer so bleiben muss...

Und alle machen mit - bis einer weint.

Klar, kannst du dich trennen. Trennung ist immer eine mögliche Alternative. Aber du wirst dich im Zweifel selbst halt in die nächste Beziehung wieder mitnehmen und auch du bist ein Faktor, in dem, was du gerade eben als "nicht mehr so schöne Beziehung" bezeichnest. Auch du bist Teil der Veränderung, des "das war irgendwann doch auch mal anders". Du bist Teil dieses Ganzen.

Vielleicht hat sich deine Partnerin das Leben als Familie auch anders vorgestellt. Vielleicht hätte sie auch mal wieder Bock, Bock zu haben. Vielleicht mag sie sich neben all dem Alltag auch mal wieder sexy und begehrenswert fühlen, zwischen schmutziger Wäsche, schreienden Kindern und dem ganzen Schlamm auf ihrer Seele, nie genug zu sein und seit Monaten als Mensch nicht mehr statt zu finden, außer als der Faktor, der irgendwas wieder nicht richtig macht.

Vielleicht empfindet sie sich selbst als ne Scheiß-Mutter, hält sich für ne unterirdische Frau und kann sich schon lange nicht mehr fühlen, wenn sie in den Spiegel schaut... Vielleicht hast auch du das Gefühl, ein scheiß Vater zu sein - nicht ganz so beschissen, wie deiner, aber sicher nicht gut genug. Du bekommst es scheinbar nicht auf die Kette, alles im Griff zu haben, das mit der Familie, den Kindern, der Partnerschaft, den Finanzen, dem Job, den Eltern, Schwiegereltern - dabei sieht das bei anderen Familien doch immer so easy aus.

"Die bekommen das doch auch hin!"

Jetzt mal für alle Geschlechter, für die Männer und Frauen, die Väter und Mütter da draußen in Beziehungen, außerhalb einer Beziehung, mit einem/r oder mehreren Partnerpersonys, mit Kindern oder auch ohne…

Wie viel wissen du und deine Partnerperson tatsächlich voneinander? Wie klar bist du dir über dich selbst? Was willst du tatsächlich alles wissen? Von ihr? Von ihm? Von dir. Wie bereit bist du, in Beziehung zu gehen? Wie sehr sprecht ihr die gleiche Sprache? Wenn ihr munter aneinander vorbeiredet und euch einfach nicht versteht, was braucht ihr, um die zu lernen? Wie viel vorwurfsfreie Kommunikation ist da möglich? Was wollt ihr eigentlich voneinander? Was sind eure Wünsche, eure Sorgen? Wie bereit bist du, dich zu zeigen? So wie du tatsächlich bist! Mit all deinen Ängsten, deinen Sorgen und Bedenken als vermeintlicher Scheiß-Vadder/-Mudder, Ehemann/-frau, Schwiegersohn/-tochter... !? Wie wollt ihr tatsächlich leben? Wie hattet ihr euch das eigentlich vorgestellt? Irgendwann, als noch alles flauschig war und der Traum einer gemeinsamen Familie "die große Erfüllung". Klar, kannst du dich trennen. Trennung ist immer eine mögliche Alternative - aber halt selten eine Lösung für das eigentliche Thema - und wenn, auch nur dann, wenn du dich mit dem, was zur Trennung geführt hat, befasst hast, checkst, was du brauchst und was du eigentlich willst und es ums Verrecken keine gemeinsame Basis mehr gibt.

Trennung auf Zeit kann den Raum dafür liefern, sich darüber klar zu werden – auch gemeinsam.

Ah und was feines noch zum Schluss:

Trennung muss kein verdammter Krieg sein. Sie kann genau so sein, wie die Beziehung irgendwann mal begann. Empathisch, wertschätzend und gleichwertig. Ich habe Trennungen gesehen, die waren nachhaltig liebevoller, als ein Großteil ihrer Beziehung zuvor. Einfach weils nichts mehr zu verlieren gibt, nichts mehr zu verstecken, nicht mehr zu sein...

Ich stehe auf Beziehungen, in denen sich jede/r Beteiligte gesehen fühlt, sich zeigen darf, frei entfalten kann und sich auf Augenhöhe begegnet wird.

Und das ist weit weg von "Hippie-Scheiß" - trust me - das musst du wollen!

be a rebel - show yourself to each other !


Love & gratitude

Heiko

P.S.:
…und weil wir so krass multimedial sind, gab es von uns zu dem Thema tatsächlich auch schon einmal eine Rebel Session - have fun:

https://youtu.be/8dmHxOmvG4A

Heiko Sennert
Ich bin auflösender Systemiker und Rebell, bin sowohl Sand als auch Öl im Getriebe der Systeme - je nach Tagesform und Sichtweise. Ich stelle Fragen, stelle in Frage und ich breche auf.
https://www.bq-sennert.de/heiko-sennert-1
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