Echte Beziehungen sind nicht flauschig.

First of all: Nichts hiervon ist pauschal übertragbar - das ist alles meins - aber ich leihe dir gern den ein oder anderen Gedanken, wenn du ihn für ne Weile mit dir herumtragen möchtest!

Bedürfnisorientierte und bindungsorientierte Beziehungen sind nicht flauschig. Friedvolle Beziehungen bedeuten nicht, dass ich mich immer in Zimmerlautstärke mitteile, in den liebsten Worten, dem herzlichsten Tonfall. Es bedeutet nicht, dass ich nie mehr wütend oder zornig auf etwas oder jemanden bin und wenn, dann nur im stillen Kämmerlein.

Es ist viel mehr mein einzigartiger Ausdruck meiner Selbst, meiner Werte und meiner Bedürfnisse, auf genau die Art und Weise, die mir in genau diesem Moment zur Verfügung steht. Die, die ich jetzt greifen kann. Die ich gerade eben bin. Und zwar mit meiner Stimme und meinen Worten, auf Augenhöhe und ohne Gewalt in irgend einer Form ausüben zu müssen.

Hör auf, nett sein zu wollen - be fckn real!

Es gibt kein Leben ohne hitzige Emotionen. Alle Emotionen, die ich in der Lage bin zu empfinden, gehören zu meinen Aspekten. Jedes will und darf gesehen und gefühlt werden. Keines hat es verdient, in eine Schublade gesperrt zu werden, auf der "Nein, nein, nein - so negatives Zeug will ich nicht in meinem Leben! Ich werde nur noch die "guten" Gefühle, wie Licht, Liebe, Mitgefühl spüren..." steht.

Also, was ist zu tun? Motivation is the key!

Das Herunterfahren vom Druck und dem Drang nach Macht und Dominanz, vom persönlichen Besserfühlen durch das Diskreditieren und Herabwürdigen eines Anderen (gleich welchem Alters), das Aufgeben von gewaltvollem, abwertendem und unfreundlichem Umgang als Motivation für die Kommunikation mit meinem Gegenüber, macht das Miteinander noch nicht wirklich freundlich - es wirkt nur freudlicher, weil ich das "Normalnull" neu definiert habe.

Mein neues Normalnull bedeutet, mich voll und ganz zu leben - was auch immer das in diesem Moment bedeutet. In Beziehung zu gehen. Mit dir, mit mir, mit dem Universum und dem ganzen Rest. Es ist die Art und die Form meiner Kommunikation und meiner Entscheidungen. Die Art und Weise, wie ich meine Beziehungen mit Leben fülle und wie bereit ich bin, meine Werte zu leben. Die Art und Weise, wie ich bereit bin, mich zu leben.

Es bedeutet nicht, dass du keine Grenzen mehr ziehen darfst, wenn du das Gefühl hast sie zu brauchen - jetzt. Ganz im Gegenteil. Es bedeutet, dass alle Bedürfnisse gesehen werden dürfen und ihrem Raum bekommen.

Also, wer bist du? (Der Advaita in mir, kichert bei der Frage)
Was brauchst du? (Er kichert immer noch)
Und wo sind deine Grenzen?

"Grenze" - das hört sich schon so bitter an, oder?

Was, wenn´s aber so hart garnich ist?

Was, wenn du eigentlich einfach nur deine Bedürfnisse leben möchtest.

Dafür musst du dich aber nicht zwingend abgrenzen. Manchmal reicht es aus, dich selbst ein wenig zu kennen, klar zu kommunizieren and to stop trying to be everbody´s darling. Gehe in Verbindung. Zu dir und zu dem, um den es außer dir gerade jetzt geht.

Und wie hilft mir das jetzt?

Gib dir Raum dich kennen zu lernen. Also die Persönlichkeit, die deinem aktuellen Leben und damit deiner Welt Ausdruck verleiht.

Es gibt so ein paar Gedanken, die dir vielleicht dabei helfen, es nicht so bitter zu sehen, wie es vielleicht auf den ersten Blick wirken mag. Vielleicht ist die Grenze, die du gerade ziehen möchtest, gar nicht so drastisch, kein emotionales Territorium, das erobert und bis zum Letzten verteidigt werden muss, damit dich überhaupt noch jemand ernst nimmt - irgend jemand. Ich kenne diese Angst.

Vielleicht willst du einfach nur das Gefühl haben, gesehen zu werden. Vielleicht willst du einfach nur sein. So sein. Genau so. Halt genau so, wie du gerade eben bist und zwar ohne dich falsch fühlen zu müssen, weil du vielleicht irgendwo aneckst, dich scheinbar mal wieder niemand versteht und du Angst hast, ob du das denn jetzt trotzdem darfst, übergriffig wie du dich gerade in deiner Wahrnehmung vielleicht fühlst. So ganz ohne Scham und ohne Schuld. Einfach du sein. Gerade jetzt. Ich kenne dieses Gefühl.

Das Setzen von Grenzen kann sich manchmal ewig unangenehm anfühlen, weil es möglicherweise im Konflikt mit dem Wunsch steht, dir selbst und/oder anderen zu gefallen und/oder ihnen zu helfen. Es ist normal, dass wir als soziale Wesen die wir nun Mal sind (selbst wenn wir uns vielleicht selbst für die größten Misanthropen halten), den Wunsch haben, Harmonie zu bewahren und Ablehnung zu vermeiden. Oft haben wir ja gelernt, dass es aus irgendeinem seltsamen Grund wichtig sei, anderen zu gefallen und ihre Bedürfnisse über unsere eigenen zu stellen. Diese Vorstellungen werden frühzeitig konditioniert und im Laufe unseres Lebens immer wieder ausgebaut und an unteschiedlichsten Stellen und auf unterschiedlichsten Ebenen gesellschaftlich untermauert. Doch selbstlose Aufopferung wird oft mit Mitgefühl und Demut verwechselt.

Das setzen von Grenzen kann und wird daher gesellschaftlich oft als egoistisch, konfrontativ und/oder unhöflich empfunden/werden. Damit widersprichst du den allgemeinen, gesellschaftlichen und familiären Erwartungen, und wer will das schon? Wir haben Angst vor Konflikten, Ablehnung und den damit verbundenen Ausgrenzungen. Wir fürchten die negative Bewertung durch andere und das Verletzen und Enttäuschen anderer. Ich mein, wir alle werden gern gemocht, gehören gern irgendwo dazu - das gibt uns ein Gefühl scheinbarer Sicherheit. Es ist grundlegend wichtig zu verstehen, dass das Setzen und Aufzeigen meiner Grenzen, ein gesunder Teil meiner zwischenmenschlichen Beziehungen ist. Und dass das auch ohne Waffengewalt, Krieg und/oder Streit geschehen kann.

"Jenseits von Richtig und Falsch gibt es einen Ort. Ich treffe dich dort."
~ Rumi (Teil des Gedichts "A Great Wagon" übersetzt von Coleman Barks)

Hier sind fünf einfache Ansätze, die du ausprobieren kannst:

  • Erkenne deine eigenen Bedürfnisse und Werte:
    Es ist wichtig, dass du deine eigenen "Grenzen" verstehst, sie kennst und bereit bist, sie klar zu kommunizieren. Wenn du bereit bist dich selbst kennen zu lernen und deine eigenen Bedürfnisse respektierst, wird es immer und immer einfacher werden, dich selbstverständlich zu leben - und das werden auch die Menschen in deinem Umfeld spüren. Es wird sich weniger wie ein Kampf anfühlen, wie du es vielleicht noch heute empfindest. Das wird sich ändern - trust me!

  • Kommuniziere klar, herzlich und respektvoll:
    Drücke deine Bedürfnisse und Grenzen auf eine klare, herzliche und respektvolle Weise aus. Vermeide, Schuldzuweisungen oder Angriffe auf andere. Bleibe bei dir selbst und teile offen und ehrlich DEINE Gefühle und Bedürfnisse mit ohne dabei übermäßig in andere hineinzuinterpretieren. Du weißt nichts über das Innere des anderen - halt gar nix -, selbst wenn du es im Moment vielleicht glaubst.

    Aber was weißt du von dir? Was davon bist du bereit mitzuteilen? Einfach so, ohne ein "Wegen dir...!", "Immer wenn du... dann!" oder "Nur weil du... fühle ich mich jetzt...!". Trenne dich vom Gegenüber. Sei bei dir, bei dem, was du fühlst, bei dem, was du möchtest, was du gerne anders haben möchtest... Mehr musst du nicht wissen. Mehr musst du nicht sagen. Du wirst erstaunt sein, wie offen eine vermeintliche "Auseinandersetzung" sein kann, wie bereichernd und wie "zusammengesetzt" sie plötzlich wird.

  • Stehe zu dem was du gerade eben möchtest:
    Du darfst zu dir stehen, selbst wenn niemand es versteht. Sei bereit, du selbst zu sein - in diesem Moment. Wer sonst solltest du denn auch sein? Erinnere dich daran, dass du das Recht hast, deine eigenen Bedürfnisse zu er-leben und auf dich selbst zu achten. Du darfst spielerisch und ohne übertriebenen Ernst leben. Wenn du eine Grenze setzt, die sich vielleicht in einer halben Stunde als völligen Unsinn entpuppt, weil du sie in einem impulsiven Moment gezogen hast und jetzt darüber eigentlich nur noch kichern möchtest - nimm sie zurück, wenn du das willst. Es gibt keinen Grund - außer falschem Stolz -, an etwas festzuhalten, das nicht mehr relevant ist. Du verlierst dadurch nicht dein Gesicht - ganz im Gegenteil.

  • Akzeptiere unterschiedliche Reaktionen:
    Andere Menschen können überrascht, verletzt oder verärgert auf deine Grenzen reagieren. Das ist ja auch völlig okay. Akzeptiere, dass dies ihre Reaktion ist und nicht deine Verantwortung. Jeder Mensch hat das Recht auf seine eigenen Emotionen, sowie du halt auch.

  • Spiele mit deiner Empathie (sofern du welche besitzt):
    Du kannst versuchen, die Gefühle und Perspektiven anderer Menschen zu verstehen, ohne dabei deine eigenen Grenzen zu opfern oder ohne es unnötig kompliziert zu machen. Harmonie und beidseitiges Verständnis sind romantisch, zauberhaft und schön, aber nicht zwingend erforderlich. Herzlicher, offener und respektvoller Umgang ist so oder so möglich und schafft immer eine Begegnung auf Augenhöhe.

Radikale Selbstfürsorge!

Dich selbst zu sehen, zu fühlen und zu leben - also das, was du glaubst, gerade eben zu sein - ist ein wichtiger Teil radikaler Selbstfürsorge und des Aufbaus gesunder Beziehungen, sei es die Beziehung zu dir selbst oder zu anderen.

Dich selbst aus dem Herzen heraus mitzuteilen - auch wenns mal feurig ist - öffnet einen Raum, in dem es nicht mehr um Macht, Rechthaberei und Dominanz geht, sondern um echte Begegnung. Es geht darum, es dir zu erlauben, im positiven Sinne egoistisch zu sein, dich selbst mit Mitgefühl und Respekt zu behandeln und bewusst auf deine körperliche, geistige und emotionale Gesundheit zu achten.

Radikale Selbstfürsorge ermöglicht es dir, bestehende gesellschaftliche Normen und Erwartungen infrage zu stellen und dich von ihnen zu lösen.

Sie singt dir ein rebellisches Lied vom "Nein"-Sagen, vom Setzen klarer, friedlicher und herzlicher Grenzen. Sie singt dir davon, dich vollständig in die Welt hinein zu leben. Abseits von Scham und Schuld, abseits von dem Drang, immer so zu sein, wie es von einem "gut erzogenen Mädchen" oder einem "braven Jungen" erwartet wird.

Don´t give a fuck

Es geht um eine gesunde Balance, um dich um dich selbst zu kümmern, deinen Raum einzunehmen und dich genau so sein zu lassen, damit du die Kraft, die Ruhe und die Freiheit hast, auch andere genau so sein zu lassen.

Denn wenn du das für dich tust, gibt es da draußen keine Welt mehr, gegen die du dich wehren musst und gegen die du kämpfen musst um all das zu bekommen, was dir gut tut. Denn du bist bereit, es dir selbst zu geben. Und dann ist genau das deine Welt. Dann wird genau das deine Realität. Dann wird genau das dein Lebensgefühl sein.

Beziehungen, in denen sich alle zeigen, alle einander sehen und in denen sich alle frei entfalten können.

Wäre das was für dich?

Denn das ist es, wofür wir uns einsetzen.

Für mehr #beziehungsanarchie - das hier ist kein Kampf, es ist ein Spiel!

Also komm und spiel mit uns.

be a rebel - dare to be you

Love & gratitude

Heiko

Heiko Sennert
Ich bin auflösender Systemiker und Rebell, bin sowohl Sand als auch Öl im Getriebe der Systeme - je nach Tagesform und Sichtweise. Ich stelle Fragen, stelle in Frage und ich breche auf.
https://www.bq-sennert.de/heiko-sennert-1
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Krank sein ist doof.

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Papa, du kannst jetzt gehen