Du wirst kein anderer Mensch, indem du lustige Affirmationen vor dich hin betest.
Ich bin reich. Ich bin schön. Ich bin geliebt. Ich werde gesehen.
Hast du das schon mal probiert?
Jeden Tag x Mal runterbeten, was und wie du gerne sein würdest.
Funktioniert das für dich?
Ich finde, das ist ein bisschen so, wie wenn ich meinen Kindern sage, dass es Zeit ist, Zähne zu putzen.
Oder damals in der Schule, als man die Länder des afrikanischen Kontinents und ihre Hauptstädte auswendig hat lernen müssen. Kann man sich dann schon merken. Für eine Weile vielleicht sogar. Und irgendwann ist es wieder weg, wenn man es nicht andauernd wiederholt oder sich einen echten Bezug dazu verschafft. Totaler Aufwand für wenig Substanz.
Wie gut funktioniert es wohl, sich etwas einzureden?
Und warum funktioniert es eben einfach nicht?!
Jedes Mal, wenn du dir einen dieser Sätze vorsagst, weißt du insgeheim ganz genau, dass das nicht stimmt. Doof, wenn die Person, die etwas sagt, genau in dem gleichen Leben steckt, wie die, die es glauben soll. Auf jeden Fall erzeugt das einen Widerspruch. Wenn es ganz blöd läuft, dann bewirkt die ganze Chose nur, dass du dir irgendwann gar nichts mehr abkaufst. Wieso solltest du auch? Oder glaubst du Leuten, die Dinge erzählen, von denen du genau weißt, dass sie Blödsinn reden? Blender würdest du sie vielleicht nennen oder hohle Nuss – im schlimmsten Fall einfach Lügner.
Außerdem verfolgt das Unterfangen ja noch ein Ziel: Du musst anders sein, besser, weiter, schneller, höher, zufriedener, glücklicher, [hier könnte dein Adjektiv stehen], musst ein besseres Bild von dir erschaffen, positive Gedanken kultivieren, das Leben muss doch verdammt noch mal schön sein!!!
Und da stehen sie nun wie bei High Noon im Western: Das eigene Welt- und Selbstbild auf der einen Seite und ein irgendwie geartetes Ideal auf der anderen. Im Hintergrund flötet die Melodie von Spiel mir das Lied vom Tod und einer dieser dornigen Wüstengraswuschel weht durch die Szene.
Dann sind Affirmationen vielleicht einfach eine Glaubensfrage.
An Gott und Engel und Götter und Elfen und den schnöden Mammon glauben Menschen ja auch.
Aber erzähl mir nix. Würdest du die lustigen Affirmationen nämlich glauben, bräuchtest du sie dir ja nicht ständig einflüstern. Von Gott und Göttern, Engeln und Elfen hast du nicht mal eine vage Vorstellung, daran lässt sich vortrefflich glauben. Aber über Reichtum, Zufriedenheit und all so`n Zeug, da haste doch Bilder von und die sind ganz konkret.
Du könntest jetzt natürlich einfach Beweise finden für die schönen, hohlen Sätze. Einfacher zu finden als für Gott, Götter, Engel und Elfen.
Ich bin reich. Der Geldbeutel leer, das Bankkonto nicht gerade im Üppig-Modus. Aber ist das Gefühl und der Zustand von reich nur an Geld gekoppelt? Wo im Leben steckt noch Reichtum? Solcher, der dich wirklich umgibt. Der, an den du noch gar nicht gedacht hast, dass das auch als Reichtum durchgehen könnte. Reich an Affirmationen zum Beispiel.
Hier mache ich einen Punkt. Einen Dreh- und Angelpunkt. Hier kommt die lustige Wendung ganz ohne ständiges Wiederholen von lustigen Aussagen über etwas, das du scheinbar willst, aber nicht hast.
Du bist reich. Du bist auch schön. Auf jeden Fall bist du geliebt und ich sehe dich.
Glaubste oder glaubste nicht. Ist so.
Schau mal genau.
Und wenn du jemand bist, die auf Affirmationen steht und mir an dieser Stelle vehement widersprechen willst, dann ist dir ganz dringend geraten, mal zu hinterfragen, wie die Dinger wirken sollen, wenn du sie mir nicht glaubst.
Lass es halt einfach sein. Lass einfach alles sein. Lass dich mal in Ruhe so sein und dein Leben auch. Einfach so, wie es ist. Lass gut sein. Dann ist es wenigstens schon mal etwas.
Gut. Für einen klitzekleinen Moment, bevor dein Verstand sich wieder einklinkt und dir erzählen will, dass irgendwas besser oder wenigstens anders sein sollte, damit du gut sein kannst oder das Leben.
Ach so, ganz nebenbei bemerkt wirste auch kein anderer Mensch, wenn du keine Affirmationen vor dich hin betest. Die Möglichkeit besteht, du bist einfach okay so. Ganz ohne den Aufwand, den du eh nicht glaubst.
Liebe ohne Ende,
Deine Barbara