Das Leben ist schön

Die Menschen sind schlecht und die Welt ist am Arsch, doch das Leben ist schön.

Ich bin in Rohrspatzlaune. Ich seh mich um und bin fassungslos. Heute lese ich diese widerwärtige söder’sche Metapher von deutscher Wirtschaft und weiblichen Körpern und könnte im Strahl kotzen. Ich muss mit ansehen, wie Gelder schon mal präventiv für potenziellen Krieg verteilt werden und man bereit ist, unsere Jugend zu verheizen. Alles für den Frieden. Gleichzeitig krankt Deutschland an einer immer älter werden Gesellschaft und am Fachkräftemangel und man macht weiter munter Stimmung in Sachen Migration – die nicht das Problem ist, sondern Teil der Lösung, wäre man nicht so stur. Menschenrechte entlang der Lieferketten fallen dem Stichwort Bürokratieabbau zum Opfer. Aber egal, die leben ja weit weg, diese Menschen. Die Banane schmeckt nicht nach der Armut und den derben von Pestiziden verursachten Krankheiten. Und die Klamotten sehen nicht nach den fürchterlichen Ausschlägen auf der Haut viel zu junger kambodschanischer Mädchen aus, die sie färben.

Es werden Dinge von Menschen entschieden, die nicht betroffen sind. Distanz macht es leicht. Da lässt es sich leicht die Diäten erhöhen und gleichzeitig Sozialleistung aller Art dem Rotstift übereignen. Deswegen lässt sich ja auch so easy auf Reispreise wetten. Der, welcher sich über den sich verdoppelten Kurs jubelnd freut sitzt in einem feinen Büro, hat ein Dach über dem Kopf und spült seine verdammte Toilette mit Trinkwasser.

WIE IN ALLER WELT SOLL MAN DA NICHT DEN VERSTAND VERLIEREN ODER DEN GLAUBEN ODER GAR GLEICH BEIDES?!?!

Es ist nicht möglich, bei geistiger und seelischer Gesundheit zu bleiben, wenn man sich davon verkonsumieren lässt. Das bedeutet nicht Ignoranz auf Teufel komm raus. Die hat uns in die Lage meiner Meinung nach erst gebracht. Aber es braucht Ausgleich. Und der ist in Medien und Konsum und Politik nicht zu finden. Ein Problem lässt sich selten aus dem gleichen System heraus lösen, welches es erst verursacht hat.

Ja, Revolution und Systeme mit Zeter und Mordio stürzen schwebt mir schon auch manchmal vor – einfach alles anzünden – aber dann geh ich doch lieber in den Wald. Oder ans Wasser. Irgendwo raus, wo die Erde einfach Erde ist. Wo der Wind weht. Wo Bienen und Bäume und Vögel und Biber zu Hause sind. Und dann brüll ich halt da und schimpf mich aus und heule, weil es halt zum Heulen ist manchmal. Dafür muss noch nicht mal der Weltsegen schief hängen, da reicht schon der Haussegen völlig für aus. Und genau da kann ich mich genauso einfach nur freuen und staunen und genießen.

Die Menschen sind schlecht und die Welt ist am Arsch, doch das Leben ist schön. Nicht trotzdem. Sondern damit. Is ja nicht alles scheiße und auch nicht immer. Ist sogar gleichzeitig beides: schlimm und schön. In dieser Doku über das Bruttonationalglück hieß es von einer Bewohnerin Bhutans ganz am Ende: „Du musst mit dem Leid leben und lernen glücklich zu sein.“ Das brettert ganz schön rein. Schmerz. Schönheit. Freude. Schönheit. Wut. Schönheit. Alkoholismus. Schönheit. Ausgrenzung. Schönheit. Armut. Schönheit. Immer alles. Weil gleichzeitig eine Blüte das Licht der Welt erblickt, die Sonnenstrahlen auf dem Wasser tanzen, der Himmel einfach „Unendlichkeit!“ ruft und sich der weiche Waldboden so wundervoll unter die nackten Fußsohlen schmiegt.

Das ist wie das Totholz von dem Baum, in den letztes Jahr der Blitz eingeschlagen hat. Der ist immer noch schön. Und wenn man da mal genau hinsieht, dann ist der auch immer noch lebendig. Und dann bin ich wieder fassungslos. Nur anders als vorhin.

Ist alles Leben. Und in Summe ist Leben schön. Und das lass ich mir auch nicht nehmen. Punkt. Ende.

Liebe ohne Ende,

Deine Barbara

Barbara Sennert
Krafttier Faultier. Zaunreiterin. Reichlich Abenteuerlustig.

Meine Lieblingsfragen im Leben waren schon immer „Wer bin ich?“ und „Was tu’ ich hier?“.

Mein erster Blog titelte “Her mit dem schönen Leben!”.

Mit mir lässt sich gut tanzen und bis zum Morgengrauen durchquasseln über Gott und die Welt. Mit mir lässt sich auch gut wüten und zürnen. Ich mag Tacheles - offen, ehrlich und gerade heraus. Auf jeden Fall ist mit mir gut ankommen. Nicht erst, wenn... dann… Sondern jetzt gleich hier!

https://www.bq-sennert.de/barbara-sennert
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